
Was sind Staudenmischpflanzungen?
Staudenmischpflanzungen sind speziell zusammengesetzte Pflanzenkombinationen aus vielen verschiedenen, winterharten, vorwiegend ausdauernden, krautigen Blütenpflanzen, teilweise Gräsern und gelegentlich auch Farnen.
Die Kompositionen sind an natürlichen Pflanzengesellschaften orientiert und mehrjährig erprobt. Die Pflanzenauswahl erfolgt auch nach ästhetischen Kriterien, wie Blütenfarben, Blattstrukturen und Wuchsformen sowie Winterstruktur. Die Parameter des Konkurrenzverhaltens, des jeweiligen Standortes, des Bodens und der optimalen Mengenverteilung stehen jedoch im Vordergrund. Die komplexe Berücksichtigung dieser Parameter macht es möglich, dass sich die Pflanzung in kurzer Zeit:
- hochattraktiv
- vielgestaltig und dynamisch
- ökologisch ausgewogen
- selbst regulierend sowie
- dauerhaft und annähernd geschlossen darstellt
Die Pflanzung zielt auf ein großzügiges, ästhetisch ansprechendes Gesamtbild ab, wobei die einzelne, ganz besondere Sorte oder Art etwas zurück steht. Sie verzichtet auf aufwendige Pflanzpläne, definierte Flächenstrukturen und gesonderte Höhenstaffelungen. Die Begrünung lässt sich so ohne besondere Pflanzenkenntnisse und komplizierte Einweisung planen, mit den von uns vorgemischten, in Töpfen gelieferten Stauden auslegen und pflanzen.
Die Diversität an Pflanzenarten ermöglicht gegenüber herkömmlichen Staudenpflanzungen, nach der Anwuchsperiode, eine erheblich geringere Pflege. Das Verbreiten von Wildkräutern und Samenaufwuchs wird ebenso gemindert und die Staudenmischpflanzung ist somit als pflegearm anzusehen.
In England ist dieser Pflanztrend übrigens als „New German Style“ bekannt.
Was sind Stauden?
Astern, Funkien, Iris, Minze, Rittersporn, Taglilien, Thymian, Wiesensalbei, all diese und viele mehr gelten als Stauden. Stauden sind ausdauernde, winterharte, krautige Pflanzen. Die Pflanzen verholzen nicht oder kaum und treiben in jedem Jahr neu aus, blühen und fruchten erneut.
Wir liefern diese lebenden Pflanzen in Töpfen mit 0,5 bis 5 Liter Topfballengröße. Die Größe richtet sich nach der Kulturführung und optimalen Pflanzenentwicklung im Jugendstadium. Die Entfaltung der wahren Größe und Schönheit der Einzelstaude kann immer erst am Endstandort passieren. Daher bieten größere Töpfe nicht immer eine bessere Entwicklungschance der Pflanzen zur Etablierung.
NEW GERMAN STYLE
Ein neuer Modestil? Neue Einrichtungen, Möbel oder Musikrichtung? Nein, hier geht es um die Kunst einen biodiversen Garten mit ausdauernden Blütenpflanzen zu gestalten.
Hinter dem New German Style (NGS) verbirgt sich gebündeltes Know-how für ereignisreiche und pflegearme Bepflanzungen, aus Stauden, von Gärten, Parks und städtischen Räumen. Der großzügige Einsatz dieser Pflanzungen ist anspruchsvolle gartengestalterische Antwort auf die Formensprache der Architektur unserer Zeit.1 Der Begriff wurde durch den englischen Gartenjournalisten Stephen Lacey geprägt.2
Der New German Style ist eine Art der Pflanzenverwendung von Stauden, auch in Kombination mit Gehölzen, die auf folgendem wissenschaftlichen Fundament basiert:
- Verwenden der Pflanzen nach ihrem natürlichen Standort
- Einsetzen der Pflanzen in der Anzahl und Gruppierung gemäß ihrer natürlichen Verbreitung
- Kombinieren der Pflanzen nach ihrem natürlichen Wuchs- und Ausbreitungs- (Konkurrenz-) verhalten3
- Mengenverteilung der verschiedenen Pflanzen nach dem Leitstauden- und Aspektbildnerprinzip4
- Planung von Struktur, Textur und Farbe der Pflanzenkombination in kleinräumiger und großflächiger Garteninszenierung
- Vordenken der Dynamik der Staudenmischpflanzung aus dem Jahres- und Lebenszyklus der Einzelpflanzen heraus.
Ziel ist auf Grundlage dieser Erkenntnisse die dauerhafte Ansiedlung einer Gesellschaft aus Pflanzen zu etablieren, die wenig Pflege bedarf. Die Untersuchungen zum Pflegeaufwand und resultierenden Kosten bestätigen den Erfolg dieses Prinzips.
Stephen Lacey überschrieb seinen Artikel aus dem Jahr 2002 mit „The New German Style“ und reflektierte darin seine ergreifenden Eindrücke seiner Reise durch Süddeutschland mit den englischen Landschaftsarchitekten Brita von Schoenaich und Tim Rees. Es waren die Pflanzungen von Rosemarie Weiß im Westpark in München (IGA Gelände von 1983), der Sichtungsgarten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und die Pflanzungen von Urs Walser im Schau- und Sichtungsgarten Weinheim und auf der IGA Stuttgart 1993, die ihn begeisterten.5
Der New German Style kommt im eigenen Land nun auch in der Breite an. Die Zeit6, FAZ7,8 berichten und Kommunen bekommen positive Resonanzen auf ihre neu angelegten Pflanzungen. Der New German Style ist ein aktueller deutscher Beitrag zur Gartenkultur in Europa. Belastbare Beiträge haben sich über die vergangenen Epochen über einen Zeitraum meist von mehr als 30 Jahren gehalten.
- 1 Kühn, Norbert 2011. Neue Staudenverwendung. Stuttgart: Ulmer.
- 2 Lacey, Stephen 2002. The New German Style. Horticulture (9-10/2002), 22. Online: URL: http://www.hortmag.com/weekly-tips/garden-design/the_new_german_style. [Stand 2014-09-14].
- 3 Grime, J. P. 2001. Plant strategies, vegetation processes, and ecosystem properties. 2. Aufl. Chichester, West sussex, New York, NY: Wiley.
- 4 Ausführlich dazu: Hansen, Richard, Stahl, Friedrich & … Hansen/Stahl. 1981. Die Stauden und ihre Lebensbereiche in Gärten und Grünanlagen: Viele Pflanzenlisten. Stuttgart: Ulmer. Luz, Heiner 2001. Das Prinzip der Aspektbildner. TOPOS (37, 12/2001), 16–21.
- 5 Vgl. Reif, Jonas 2013. Die Renaissance der Staudenverwendung. Gartenpraxis 39 (10-2013), 24–31.; Hanzen, Theresa & Huxmann, Nora 2013. New German Style Planting. Stadt+Grün (03/2013), 19–25. [Stand 2014-09-14].
- 6 Rauterberg, Hanno 2012. Das Glück ist grün. Die Zeit 29. Mai.
- 7 Sperl, Ina 2013. Der neue deutsche Wildwuchs: Die Natur steht Pate. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 28. Juli,
- 8 Albrecht, Jörg 2013. Stauden (III). Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung September 2013.