Wie Sie mit kleinen Schritten Wildbienen und Insekten helfen können!

Spricht oder liest man von Bienen, geht man automatisch von der allseits bekannten Honigbiene aus. Natürlich, denn ihr verdanken wir den Honig und Bienenwachs. Vor allem durch die Imkerei wurde diese domestizierte Art zum Inbegriff der Bienenwelt. Doch ist sie lange nicht die Einzige Vertreterin dieser Art. Bisher wurden mehr als 20000 verschiedene Arten beschrieben. In Europa gibt es circa 2000, in Deutschland immerhin noch 566 Bienenarten. Seit die Medien vom „Bienen- und Insektensterben“ sprechen, rücken diese wichtigen Tiere immer mehr in den öffentlichen Fokus und die Bevölkerung wird zunehmend sensibler. Doch nicht die Honigbiene ist in Gefahr, sondern vor allem die Wildbienenarten. 52% der Arten sind vom Aussterben bedroht oder extrem selten geworden, 7% sind verschollen und möglicherweise schon ausgestorben. Schon in den 80er Jahren wurde auf das Problem aufmerksam gemacht aber die nötigen Handlungen blieben aus.

Da Die Wildbienen zu etwa 30% wirtsspezifisch sind, also eine bestimmte Pflanzengattung als Nahrungsquelle haben, ist eine große Artenvielfalt an verschiedenen Pflanzen nötig. Durch die intensive Landwirtschaft ist die Kulturlandschaft immer mehr verarmt und eintönig geworden. Bunte Blumenwiesen mussten weichen und es werden bestenfalls noch Pflanzen zur Gründüngung angebaut oder Grasstreifen gelassen. Wichtig für die Ernährung und den Nachwuchs sind Stauden, Gehölze und auch Frühblüher mit viel Pollen und Nektar. Mit der Hilfe von Fachliteratur und Forschungsergebnissen werde ich versuchen, unterschiedliche Lösungsansätze aufzuzeigen, sodass jeder auf kleinstem Raum einen Beitrag zur Biodiversität und Artenvielfalt beitragen kann.

Lebensräume

Erdbiene

Bienen sind in fast allen Bereichen der Erde anzutreffen. Man findet sie an trockenen, heißen Felshängen, in kühlen Mooren oder in dunklen Wäldern. Um einen geeigneten Lebensraum zu schaffen sind unterschiedliche Gegebenheiten notwendig. Dass jede Art entsprechende klimatische Anforderungen hat ist soweit noch verständlich. Ferner müssen Nahrungsquellen in ausreichender Anzahl vorhanden sein und die Arten brauchen geeignetes Baumaterial für Brutzellen sowie der Art entsprechende Nistplätze. Genauso unterschiedlich wie die Ansprüche sind auch die Flug- und Brutzeiten. Das heißt, an entdeckt an einem Standort im Frühjahr oft andere Bienenarten als im Herbst.

Im Buch von Paul Westrich „Die Wildbienen Deutschlands“ vom Ulmer Verlag werden die einzelnen Lebensräume sehr detailliert dargestellt. Es geht von alpinen Bergwiesen, Mooren oder Wäldern bis Wegesrändern und Bahndämmen. Das alles sind vorhandene Lebensräume mit angepassten Bienenarten. Ich möchte in diesem Beitrag eher vor allem auf den privaten oder auch öffentlichen Bereich eingehen, denn diese sind und werden durch den Menschen geprägt und hergestellt. Es sind also künstlich erschaffene Lebensräume und diese gilt es so zu errichten, dass Menschen aber auch Insekten sich zuhause fühlen können.

Was in unseren Gärten anzufinden ist, sind Pflanzenstängel, Halme sowie Totholz. Diese Kleinstrukturen dienen einigen Bienenarten bereits als Nistplatz und sind denkbar einfach einzurichten. Es genügt schon, den Garten nicht steril zu halten und sofort jeden Halm zurückzuschneiden. Dürre Stängel von Disteln, Beifuß oder Himbeeren dienen einer Reihe von Bienen sogar als ausschließliche Nistplätze. Das Stängelende muss dazu lediglich abgebrochen oder geschnitten sein, sodass das Mark freiliegend ist. Manche Bienen höhlen den Stängel selbst aus andere nutzen die bereits ausgehöhlten Plätze zum Nisten. Auch Totholz kann einfach im Garten belassen werden. Die Käferfraßgänge werden von Bienen sozusagen als Nachmieter genutzt.

Totholz_Bienen

Öffentliche Parks und Grünanlagen

Die öffentlichen Flächen, auch Friedhöfe, haben in Städten und Gemeinden eine große ökologische Bedeutung. Da solche Flächen nicht so penibel aufgeräumt werden wie private Gärten bieten sich viele Wirtspflanzen und Lebensräume. Allein die große Zahl der Wildkräuter und Frühblüher versorgen schon ab Februar die ersten Bienen mit Nahrung. Die Mauerbienenart Osmia cornuta erscheint mit dem Aufblühen des Blausterns Scilla siberica. Dieser wird sehr gern als Pollenspender genutzt. Da öffentliche Flächen keiner wirtschaftlichen Nutzung unterliegen bietet es sich an freie, ungenutzte Flächen zu Wildblumenwiesen zu machen. Diese werden einmal in Jahr abgemäht und bieten so den Rest des Jahres Unterschlupf und Nahrung für eine Vielzahl von Insekten und Bienen.

Einen speziellen Fall stellen hier botanische Gärten dar. Durch die große Pflanzenvielfalt und passende Standortbedingungen für die Pflanzen entstehen auch wunderbare Lebensräume für Bienen. In diesen Einrichtungen lässt sich eine Vielzahl an verschiedenen Arten nachweisen. Die große Artenvielfalt, ein reichhaltiges Blütenangebot über die ganze Vegetationsperiode, vielfältige Nistangebote und der Verzicht auch chemische Pflanzenschutzmittel machen diese Gärten zu einem Wichtigen Bestandteil.

Private Gärten

Im Privatgarten sind begrünte Dächer weiter auf dem Vormarsch. Abgesehen von Vorteilen für das Gebäude werden durch diese Begrünung Lebensräume für Insekten erhalten und erschlossen, die sonst versiegelt worden wären.

Die Gärten selbst sind im Laufe der Jahre immer aufgeräumter geworden. Wo früher noch Bauerngärten das Maß der Dinge waren, die mit verschiedensten Pflanzen die Besitzer mit Obst und Gemüse und die Insekten mit Nahrung und Nistenplätzen versorgten, entstehen heute zunehmend Rasen- oder sogar Kiesflächen mit vereinzelten Solitärgehölzen oder Kübelpflanzen. Nachfolgend werde ich Einige Möglichkeiten aufzeigen, wie man im Garten beziehungsweise auf dem Grundstück ein breites Nahrungsangebot und Nistplätze für Wildbienen schaffen kann.

Nisthilfen

Sogenannte Insektenhotels, wie sie in Gartencentern und Baumärkten, selbst im Discounter, verkauft werden sind eigentlich sinnlos und dienen eher als Dekoration. Auch enthalten sie oft füllende Materialien wie Tannenzapfen oder Stroh. Auch unsauber gebohrte Bohrlöcher, oft mit nur einem Durchmesser, sind nicht wirklich förderlich oder sogar gefährlich. An unsauberen Löchern können sich Bienen ihre Flügel zerstören und sterben. Auch die Bautiefe ist nicht sinnvoll. Die Gänge sollten wenigstens 10 cm in die Tiefe gehen, damit überhaupt ein Insekt da einzieht.

Künstliche Nisthilfen sind eine schöne Sache um Bienen zu beobachten und eine kleine Hilfestellung zu geben aber sie ersetzen keine natürlichen Habitate oder ersetzen einen naturnahen Garten. Nur ein kleiner Prozentsatz nimmt diese Hotels überhaupt an. Nun zum Material. Eine Möglichkeit sind hohle Pflanzenstängel. Im nächsten Beitrag erfahren Sie, wie Sie mit einfachen Mitteln eine Nisthilfe bauen können.